Liebe Gemeindemitglieder, werte Besucher des Begegnungszentrums,
unsere “Zugvögel” und einige unserer Ehrenamtler haben sich mittlerweile wieder für einige Zeit nach D-A-CH begeben oder nutzen die Zeit für Reisen innerhalb Thailands. Deshalb ist sowohl das Programmangebot des Begegnungszentrums als auch der Umfang des Gemeindebriefes im Juli undf August etwas schlanker als gewohnt. Dennoch lohnt sich ein Besuch des BZP auch in der “Sommerzeit”, denn unsere wichtigste Aufgabe ist es, Menschen Begegnungen und soziale Kontakte in ihrer Muttersprache zu ermöglichen. Selbstverständlich werden auch im Juli und August unsere beliebten und gut besuchten Gottesdienste stattfinden. Pastor Peter ist vor Ort und steht wie gewohnt als Ansprechpartner und Seelsorger zur Verfügung.
Auch wenn es nach außen hin etwas ruhiger als sonst zugeht, hinter den Kulissen arbeiten die Verantwortlichen bereits eifrig an der Vorbereitung der neuen Saison. Einerseits gilt es, die vergangenen 12 Monate aufzuarbeiten und gründlich zu analysieren. Die besonderen Herausforderungen einer rein spendenbasierten und ausschließlich ehrenamtlich betriebenen sozial-diakonischen Einrichtung stellt die Verantwortlichen in jedem Jahr vor neue Herausforderungen. Der Gemeinderat wird Ende Juli auf seiner Sitzung die einzelnen Vorarbeiten diskutieren und bewerten, welche dann Ende August in einem erweiterten Kreis beschlossen und umgesetzt werden.
Eine erste Maßnahme ist die direkte Erreichbarkeit aller Gemeinderatsmitglieder und Kursleiter per E-Mail. Die entsprechenden Accounts sind unter Kontakte hinterlegt und können ab sofort genutzt werden. Die bereits im letzten Gemeindebrief angekündigte Online-Befragung wurde urlaubsbedingt auf August vertagt, sie wird aber spätestens im September online gehen.
In diesem Sinne wünschen wir unseren Ehrenamtlern einen gleichsam verdienten wie erholsamen Urlaub und eine gute Zeit, wo auch immer sie momentan sind. Möge Gottes reicher Segen euch auf euren jeweiligen Wegen begleiten. Auf ein gesundes Wiedersehen, man sieht sich im Begegnungszentrum.
Liebe Grüße an alle von euerer Gemeindebrief-Redaktion
Das waren unsere Gottesdienste im Juni 2024
Die Videomitschnitte unserer Gottesdienste findet ihr chronologisch geordnet auf unserem Youtube-Kanal: https://www.youtube.com/@ProtestantCongregationPattaya/videos
Häresie in neutestamentlicher Zeit?
Teil 3: Vier Blitzlichter zu „Lehr“-Abweichungen
[Prof. Dr. Christian Blumenthal, Lehrstuhlinhaber für Exegese des Neuen Testaments an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn]
Paulus: Für den Apostel steht fest, dass alle gerechtfertigt sind, die an Jesus Christus glauben (Röm 1,16-17: Rechtfertigungslehre). Jüdische Identitätsmarker wie Beschneidung oder Einhaltung der Tora verlieren damit ihre exklusive Bedeutung. In den Gemeinden in Galatien, vielleicht auch in der Gemeinde in Philippi, treten Menschen in Erscheinung, welche die paulinische Fokussierung auf den Christusglauben in Zweifel ziehen. Sie wollen den jüdischen Identitätsmarkern wieder mehr Raum geben. Solche Bestrebungen relativeren in den Augen des Apostels aber die Rolle Jesu unzulässig.
Das Markusevangelium: Der Verfasser der ältesten Jesuserzählung entwirft ein mehrdeutiges Jesusbild. Dieses Bild verfügt über ein ungemein integratives Potenzial und vereinigt Aspekte von „Hoheits“- und „Niedrigkeits“-Christologie. Während die letztgenannte Spielart vor allem das Menschsein Jesu betont, akzentuiert die andere Richtung seine Gottheit. Damit diese gegenläufigen Vorstellungen die markinische Gemeinde nicht in zwei unversöhnliche Lager spalten, berücksichtigt der Erzähler beide Dimensionen in seinem Jesusbild gleichermaßen. Gegenseitige Vorwürfe von Abweichungen in der Lehre sollen so gar nicht erst aufkommen bzw. bestehende Vorwürfe zurückgebaut werden.
1. Johannesbrief: Der Verfasser betont in 1.Joh 4,2 nachdrücklich, dass Jesus Christus „ins Fleisch“ gekommen ist. Die Forschung geht immer wieder der Frage nach, inwieweit der Briefschreiber mit diesem Bekenntnis zur tatsächlichen Menschwerdung auf eine abweichende Inkarnationsvorstellung bei seinen Gegnern reagiert. Möglich wäre die Annahme, dass sie Ideen einer nur scheinbaren Menschwerdung vertraten (Doketismus*) oder einer Trennungschristologie, der zufolge Jesus erst bei der Taufe zum Christus wird. Der Brief ist hier aber alles andere als eindeutig.
2. Timotheusbrief: Eine für ihn bedeutsame Abweichung in der Lehre skizziert der Verfasser in 2.Tim 2,18. Es geht um die gegnerische Behauptung, dass die Auferstehung schon geschehen sei. Für den Neutestamentler Gerd Häfner zeigt diese Behauptung eine gnostische Einfärbung. Sie deutet auf ein Auferstehungsmodell hin, wie es etwa das Philippusevangelium aus dem Schriftenfundus von Nag Hammadi** bezeugt: „Solange wir uns in dieser Welt befinden, geziemt es sich für uns, uns die Auferstehung zu erwerben, damit wir, wenn wir uns vom Fleisch entkleiden, in (dem Ort) der Ruhe erfunden werden und nicht in der Mitte umherschweifen“ (NHC II,3 63c).
Erbe und Auftrag: theologische Diversität aushalten
Ich habe den Betrachtungswinkel von einer Weitwinkeleinstellung auf das gesamte Neue Testament hin zu einer Fokussierung auf einzelne neutestamentliche Schriften verändert. Dieser Wechsel des Winkels der Betrachtung konfrontiert unter dem Themenschwerpunkt „Häresie“ mit einer spannungsvollen Gleichzeitigkeit: Die Einzelschriften zeugen vom existenziellen Ringen der neutestamentlichen Autoren, gemeindliche Identität in Abgrenzung zu profilieren und die Gemeinden nach innen zu stabilisieren. Dabei gehen sie möglicherweise so weit, Szenarien von Abweichungen in der Lehre zu entwerfen (vielleicht hat die Gegnerpolemik in Phil 3 fiktive Gegner im Blick). Die Adressaten sollen so in die Lage versetzt werden, Christus-Existenz im Hier und Jetzt zu leben und ihren Status als berufene Heilsempfänger in einen Dauerzustand zu überführen. Die Weitwinkeleinstellung reflektiert dieses Ringen der Einzelschriften auf dem Spielfeld der diversen theologischen Entwürfe im neutestamentlichen Kanon und fordert dazu auf, theologische Diversität auszuhalten. Wer sich gegen theologische Diversität ausspricht, kann sich auf einzelne neutestamentliche Schriften berufen, nicht aber auf das Neue Testament als Ganzes.
* Der Doketismus (gr. δοκεῖν dokein „scheinen“) ist eine Lehre, der die Auffassung zugrunde liegt, dass die Materie niedrig und böse sei, und die Christus nur einen Scheinleib (in phantasmate) zuerkennt. So sei Jesus aus doketischer Sicht Gott geblieben, weil seine physische Existenz sein Wesen nicht berührt habe, er also nur zum Schein gelitten habe (quasi passum) und gestorben sei. Das Menschsein und die Geschichtlichkeit Christi werden damit im Doketismus aufgegeben oder zumindest eingeschränkt
** Die Nag-Hammadi-Schriften sind eine Sammlung apokrypher, frühchristlicher Texte. Sie wurden im Dezember 1945 in der Nähe des kleinen ägyptischen Ortes Nag Hammadi von ansässigen Bauern gefunden. Die meisten dieser Schriften waren bis dahin gar nicht oder nur fragmentarisch bekannt. Dazu gehört insbesondere das Thomasevangelium. Sie entstammten vermutlich einem Zeitraum zwischen dem 1.-4. Jahrhundert. Die meisten dieser Schriften sind vorwiegend aus der Sicht gnostischer Christen geschrieben.
Literaturhinweis
• C. Blumenthal, The Power of Biblical Authors. A Risk Analysis of ‘Living’ Sacred Texts (Bonn Center for Dependency and Slavery Studies. Working Paper 11), Bonn 2023
Humor
Humor
Gnosis und Gnostiker im frühen Christentum
Teil 1: … die nach Erkenntnis suchen
[Von Prof. Dr. Jens Schröter, Inhaber des Lehrstuhls für Exegese und Theologie des Neuen Testaments sowie die antiken christlichen Apokryphen an der Humboldt-Universität Berlin]
Der schillernde Begriff „Gnosis“ umfasst ganz unterschiedliche christliche Überzeugungen. Gnostische Gruppen suchten nach Antworten, woher die Menschen kommen und wie sie erlöst werden können.
Mit „Gnosis“ werden Strömungen des antiken Christentums bezeichnet, die im 2.-4. Jh. entstanden sind. Sie haben eigene Auffassungen von Gott, der Entstehung der Welt, der Herkunft des Menschen und der Erlösung entwickelt. Wurde in der älteren Forschung häufig ein vorchristlicher Ursprung der Gnosis angenommen, so ist inzwischen weithin konsensfähig, dass es sich bei der Gnosis um ein innerchristliches Phänomen handelt. Diskutiert wird dagegen, welche Schriften als “gnostisch“ zu charakterisieren sind und ob die „Gnostiker“ eine bestimmte frühchristliche Richtung waren oder mehrere Ausprägungen, die bestimmte Merkmale miteinander teilen, und unter dem Begriff „Gnosis“ subsumiert werden sollten.
Unter den gnostischen Primärzeugnissen spielen 13 Kodizes eine wichtige Rolle, die 1945 nahe der oberägyptischen Stadt Nag Hammadi entdeckt wurden. Die darin versammelten 53 Schriften sind in koptischer Sprache geschrieben. Bei etlichen handelt es sich um Übersetzungen aus dem Griechischen, wie griechische Fragmente belegen. Die Nag Hammadi-Texte weisen ein weites literarisches Spektrum auf. Es finden sich z. B. theologische Traktate, mythologische Erzählungen und verschiedene Formen von Evangelien. Einige sind eindeutig gnostisch. Dazu gehören etwa das „Apokryphon des Johannes“ (NHC II,1; III,1; IV,1); „Die Hypostase der Archonten“ (NHC II,4) und „Vom Ursprung der Welt“ (NHC II,5; XIII,2). Bei anderen ist dies weniger eindeutig, weil sie zwar Berührungen mit gnostischen Schriften aufweisen, wichtige Merkmale jedoch fehlen. Das gilt z. B. für das „Evangelium nach Thomas“ (NHC II,2). Wiederum andere Schriften sind eindeutig nicht gnostisch. Dazu gehören etwa weisheitliche Texte, wie die „Lehren des Silvanus“ (NHC VII,4) oder „Die Tat des Petrus und der zwölf Apostel“ (NHC VI,1). Unter den Nag-Hammadi-Schriften finden sich sowohl christliche als auch nichtchristliche philosophische Texte. Letzere wurden offenbar christlich verwendet. Zu dieser Gruppe gehören z. B. „Zostrianus“ (NHC VIII,1) und „Marsanes“ (NHC X,1), aber auch Platons „Staat“ (NHC VI,5).
Eng verwandt mit den Nag-Hammadi-Codices sind der Codex Berolinensis Gnosticus (P. Berol. 8502) sowie der Codex Tchacos. In Ersterem finden sich vier Schriften, darunter das „Evangelium nach Maria“, eine Version des in Nag Hammadi dreimal bezeugten „Apokryphon des Johannes“ sowie die dort ebenfalls bezeugte „Weisheit Jesu Christi“. Der Codex Tchacos enthält das „Evangelium des Judas“, den „Brief des Petrus an Philippus“ und die „Apokalypse des Jakobus“. Die beiden Letztgenannten finden sich auch in Nag Hammadi. Weitere gnostische Originalzeugnisse sind der Codex Askewianus und der Codex Brucianus sowie die mandäischen und manichäischen Schriften.
Neben den Originalzeugnissen sind die Äußerungen antiker christlicher Autoren wie Irenäus, Clemens von Alexandria, Hippolyt und Epiphanius für die Rekonstruktion der Gnosis heranzuziehen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass sie die entsprechenden Lehren und ihre Protagonisten in negativer Weise darstellen und polemische Bewertungen einfließen lassen. Zudem werden die Auffassungen früher Vertreter dieser Anschauungen und deren spätere Weiterentwicklungen oftmals miteinander vermischt. Die Äußerungen sind deshalb kritisch zu prüfen.
Frühe christliche Lehrer und die Anfänge der Gnosis
Das griechische Wort „Gnosis“ bedeutet „Erkenntnis, Wissen“. In dieser Weise wird es in der griechischen Literatur, im Neuen Testament und in weiteren frühchristlichen Texten vielfach verwendet. Im 1. Timotheusbrief, einem im ersten Drittel des 2. Jh. unter dem Namen des Paulus verfassten Schreiben, begegnet eine weitergehende Bedeutung des Begriffs. Am Ende des Briefes wird Timotheus, der fiktive Adressat, dazu aufgefordert, das ihm Anvertraute zu bewahren und sich „von den geistlosen, leeren Reden und den Widersprüchen (Antithesen) der fälschlich sogenannten Erkenntnis (Gnosis)“ abzuwenden (6,20). Mit „Gnosis“ wird hier also eine bestimmte Form von Lehre bezeichnet, die der Verfasser als gefährlich für den christlichen Glauben betrachtet und „die von etlichen verkündet wird, die vom Glauben abgeirrt sind“ (6,21). Offenbar ist im 2. Jh. eine sich als „Gnosis“ bezeichnende Richtung entstanden, die als Konkurrenz zur legitimen, mit den Ursprüngen übereinstimmenden Gestalt christlichen Glaubens und Lebens betrachtet wurde. Dass es sich bei „Gnosis“ um eine Selbstbezeichnung handelte, wird dabei durch die Beschreibung als „fälschlich sogenannte Gnosis“ nahegelegt. Die polemische Charakterisierung als „geistlose, leere Reden und Widersprüche“ könnte darauf hinweisen, dass die intellektuelle, philosophische Durchdringung christlicher Glaubensinhalte dabei eine Rolle spielte.
Irenäus und der Kampf gegen die Gnosis
Einige Jahrzehnte später, um das Jahr 180, verfasst Irenäus, Bischof von Lyon, ein großes Werk in fünf Büchern, dessen Titel dem 1. Timotheusbrief entlehnt ist: „Überführung und Widerlegung der fälschlich sogenannten Gnosis“. Das griechische Original dieses normalerweise unter dem lateinischen Titel Adversus Haereses („Gegen die Häresien“) zitierten Werkes ist in Auszügen bei antiken christlichen Autoren (Hippolyt und Eusebius) erhalten. Eine vollständige Fassung existiert als lateinische Übersetzung. In diesem Werk befasst sich Irenäus mit verschiedenen Lehrsystemen, die er unter dem Begriff „Gnosis“ zusammenfasst und in einen genealogischen Zusammenhang bringt: Sie würden auf den in der Apostelgeschichte genannten Magier Simon (Apg 8,9-24) zurückgehen. Als Vertreter der „gnostischen Häresie“ nennt er Valentin und seine Nachfolger, zu denen u. a. die Ptolemäer und Markus, der Magier, gehört hätten (Haer. 1,11-22). Im Anschluss erwähnt er Karpokrates, Kerinth und Kerdon, bevor er auf Markion, Tatian und die Enkratiten sowie verschiedene weitere Lehrsysteme, darunter dasjenige der Barbelo-Gnostiker, zu sprechen kommt (Haer. 1,23-31).
Irenäus subsumiert unter den von ihm bekämpften „Häresien“ demnach eine Vielzahl unterschiedlicher Lehren, die untereinander zusammenhängen würden. Simon Magus, der angeblich am Anfang der „Gnosis“ gestanden habe, schreibt er dabei eine Lehre zu, von der sich in der Apostelgeschichte nichts findet und bei der es sich offensichtlich um eine spätere polemische Konstruktion handelt: Simon habe sich selbst als die höchste Kraft, den Vater, der über allem ist, bezeichnet. Er habe eine Prostituierte namens Helena käuflich erworben und von ihr behauptet, sie sei die erste Vorstellung seines Geistes gewesen, durch die er im Anfang Engel und Erzengel geschaffen hätte. Diese Ennoia („Gedanke“) sei in die unteren Sphären hinabgestiegen und habe Engel und Mächte geschaffen, von denen diese Welt gemacht worden sei. Die Engel und Mächte hätten die Ennoia aus Eifersucht in der Welt festgehalten und in einen menschlichen Körper eingeschlossen, sodass sie nicht zu ihrem Vater zurückkehren konnte. Dieser selbst sei der Welt gänzlich unbekannt geblieben, bis er erschienen sei, um Helena zu befreien und den Menschen durch seine Erkenntnis das Heil zu bringen (Haer. 1,23,1-3). Dieser Mythos, der sich in Ansätzen bereits bei Justin findet (1 Apol. 26,2-3), geht sicher nicht auf den in der Apostelgeschichte erwähnten Simon Magus zurück. Er trägt vielmehr Züge derjenigen Lehrsysteme, die sich im Verlauf des 2. Jh. entwickelten und von Irenäus unter dem Begriff „Gnosis“ zusammengefasst wurden.
Teil 2 folgt in der August-Ausgabe des Gemeindebriefes
Unsere Gottesdienste im Juli 2024
Die meisten waren so klein, dass sie sich heute nicht mehr daran erinnern können. Und trotzdem wurde damals ein Fundament für das ganze Leben gelegt. Der 6. Sonntag nach Trinitatis steht ganz im Zeichen der Taufe. Aber warum taufen Christen eigentlich?
Eigentlich ist die Antwort auf die Frage, warum Christen taufen, ganz einfach: Weil Jesus von Nazareth getauft wurde. Die ersten Gemeinden übernahmen den Ritus als Zeichen: Wer getauft ist, gehört dazu. Kurz bevor Jesus als Prediger auftrat, war schon Johannes, genannt "der Täufer", in Palästina unterwegs. Johannes predigte "die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden" (Markus 1,4). Die Menschen ließen sich von ihm im Jordan untertauchen (so die wörtliche Übersetzung des griechischen Wortes baptizo – taufen), sozusagen als sichtbaren Neubeginn ihres Lebens. Auch Jesus kam und ließ sich von Johannes taufen. Die Evangelisten erzählen, dass in diesem Moment der Geist Gottes "wie eine Taube" auf ihn niederfuhr. Damit ist symbolisch ausgedrückt, dass es durch Jesus eine direkte Verbindung zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Menschen gibt. Jesus selbst taufte laut dem Neuen Testament nicht. Aber laut dem Evangelisten Matthäus beauftragte er seine Jünger zu taufen: "Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe." (Mt 28,19). Im Taufbefehl wird die Taufe mit einem Leben als Christ verbunden: Wer getauft wird, erhält den Auftrag, nach Jesu Vorbild und nach seinen Worten zu leben.
Salz der Erde – Licht der Welt
Was ich tue oder unterlasse, was ich sage und plane, ist nicht gleichgültig. Wer vom Glauben an Jesus angesteckt ist, der weiß: Ich bin verantwortlich. Mein Leben kann etwas verändern. Wie ein Stein, der ins Wasser fällt, oder wie ein Funke, der überspringt, setzt die frohe Botschaft von Jesus Christus Menschen in Bewegung. So spricht der 8. Sonntag nach Trinitatis von den Auswirkungen des Glaubens: Als Licht der Welt und Salz der Erde werden Christen in der Welt nicht unbemerkt bleiben und oft genug auch darin anecken.
Licht und Finsternis – ein Begriffspaar, wie es gegensätzlicher kaum sein kann. Unversöhnlich steht es sich gegenüber. Wo es hell ist, kann es nicht dunkel sein. Und wo die Finsternis herrscht, ist für das Licht kein Platz. Entweder – oder. Klare Sache? Licht und Finsternis – eine beliebte Metapher in der Bibel, ein Sprachbild, um den Unterschied zwischen Gemeinde und Welt, zwischen Glaube und Unglaube, zwischen Gottesnähe und Gottesferne deutlich zu machen. „Ihr seid Kinder des Lichts; mit der Finsternis habt ihr nichts zu schaffen.“ Klare Sache? Wenn immer nur die andern die Dunkelmänner sind, während sich die einen im Licht moralischer Überlegenheit sonnen, dann stimmt etwas nicht für mich. Schließlich weiß ich doch von mir selber, wie zwielichtig mein Leben manchmal ist. Selbst wenn ich mit gutem Willen etwas anfange, kommt am Ende nicht nur Gutes dabei heraus. Allzu oft enttäusche ich Menschen, kränke sie oder tue ihnen Unrecht, auch wenn ich es nicht will. Nein, so einfach ist das nicht mit Licht und Finsternis, mit gut und böse, mit Glauben und Unglauben.
Friedensgebet
In dir, allmächtiger Gott, betrachten wir den Glanz der wahren Liebe.
An dich wenden wir uns vertrauensvoll.
Errette uns in deiner Gerechtigkeit und schenke uns, dass unsere Familien und Gemeinden Orte der Gemeinschaft und des Gebets sein können.
Wir beten für unsere Familien und Gemeinschaften, die so viele Formen von Gewalt, Verblendung, Ablehnung, Spaltung und Isolation erleben.
Mögen alle, die Opfer wurden, Trost und Heilung in dir finden, o Herr des Friedens. Sei du die Ruhe in unseren Stürmen, die Stärke in unserer Schwäche
und das Licht in unserer Dunkelheit.
Schenke uns, Gott, deinen Frieden in Körper, Geist und Seele.
Bewahre uns vor allem, was uns Kummer, Trauer und Schmerz bereitet.
Gib uns die Kraft und Weisheit, um die Schöpfung zu schützen –
dein Geschenk für uns. Richte deinen barmherzigen Blick auf uns,
gib uns deinen Segen und umgib uns mit deinem beständigen Schutz,
damit wir mit einer Stimme dein Lob singen können.
Möge deine grenzenlose Barmherzigkeit auf uns ruhen. Amen.