Die jüdischen Festtage, ימים טובים jamim towim, “gute Tage‚ Festtage” werden in zwei Gruppen eingeteilt.
Die erste Gruppe besteht aus den drei Wallfahrts- oder Freudenfesten (שלוש רגלים schalosch regalim): Pessach, Schawuot und Sukkot. Bei diesen wurden vor der Zerstörung des Jerusalemer Tempels Opfer dargebracht.
Zur zweiten Gruppe, den ימים נוראים jamim noraim, “ehrfurchtweckende Tage”, gehören u. a. Rosch haSchana und Jom Kippur.
Sukkot (סֻכּוֹת, Plural von סֻכָּה Sukka, “Laubhütte”, oder Laubhüttenfest (חַג הַסֻּכּוֹת Chag haSukkot) wird im Herbst, fünf Tage nach dem Versöhnungstag (Jom Kippur), im September oder Oktober gefeiert und dauert sieben Tage. In Israel und im Liberalen Judentum ist nur der erste Tag ein voller Feiertag, in orthodoxen und konservativen Gemeinden der Diaspora dagegen die ersten zwei Tage, während die darauffolgenden Tage Halbfeiertage (חול המועד Chol haMoed) sind. Der letzte Tag von Sukkot wird הושענא רבה Hoschana Rabba genannt und gilt als der letzte Tag, bis zu dem die göttlichen Urteilssprüche für das Jahr noch geändert werden können. Unmittelbar an das Laubhüttenfest schließen שְׁמִינִי עֲצֶרֶת Schmini Azeret, „der Achte Tag der Versammlung“, und שִׂמְחַת תּוֹרָה Simchat Tora, „das Torafreudenfest“, an.
In Erinnerung an den Auszug aus Ägypten, als die Israeliten in provisorischen Behausungen wohnten, wird jedes Jahr zu Sukkot dort, wo sich Platz dafür bietet – im Garten, im Hof, auf dem Parkplatz, Balkon oder Dach – die Sukka gebaut, eine mit Ästen, Zweigen oder Matten gedeckte Hütte, die unter freiem Himmel stehen muss. In Israel werden die Balkone an Mehrfamilienhäusern oft versetzt gebaut; so eignen sie sich zum Bau von Laubhütten. Das Dach soll Schatten spenden, aber so fragil sein, dass man nachts die Sterne dadurch sehen kann. Da man eine Mitzwa auf möglichst schöne Art erfüllen soll, ist es üblich, die Sukka zu schmücken, etwa mit den Sieben Arten des Landes Israel oder bunten Tüchern.
Weizen (חִטָּה hittah) wurde im Frühsommer geerntet (Mai/Juni). Das Mehl diente zum Brotbacken; Weizenkörner wurden aber auch roh oder geröstet gegessen.
Gerste (שְׂעֹרָה se’orah): Als Brotgetreide weniger wertvoll als Weizen, wurde Gerste vor allem in niederschlagsärmeren Gegenden angebaut, wie den Randgebieten der Judäischen Wüste und des Negev. Die Gerstenernte fand rund einen Monat vor der Weizenernte statt.
Weinstock (גֶ֥פֶן gefen): Die Weinlese war im August/September. In Israel/Palästina wurde ausschließlich Rotwein angebaut. Minderwertiger Wein konnte als „Mischwein“ mit Gewürzen verbessert werden. Den Wein mit Wasser zu verdünnen, wurde erst in hellenistischer Zeit üblich.
Feigenbaum (תְּאֵנָה te’enah): Bei den Früchten unterschied man Frühfeigen (Mai/Juni) und Spätfeigen (August/September). Sie waren ein wichtiges Nahrungsmittel, da sie auch getrocknet und zu Feigenkuchen gepresst gelagert werden konnten.
Granatbaum (רִמּוֺן rimmon): Die ab September geernteten, leuchtend roten Früchte waren ein Symbol für Fruchtbarkeit und Leben. Zu den Hauptnahrungsmitteln zählten sie nicht. Der Saft konnte zu Most verarbeitet werden.
Ölbaum: Das Wort זַיִת zajit bezeichnet sowohl den Ölbaum als auch die Oliven als Kollektivbegriff. Die eigentliche Olivenernte war im Oktober; die Früchte wurden zu Öl verarbeitet. Eine Verwendung von Oliven als Nahrungsmittel ist biblisch nicht zu belegen.
Honig: Das hier mit Honig übersetzte Wort, דְּבַשׁ devasch, bezeichnet auch den durch Kochen eingedickten Fruchtsaft (Sirup) von Trauben und Datteln. Die ältere Forschung nahm an, dass Imkerei in Israel/Palästina erst in hellenistischer Zeit üblich wurde und bis dahin nur Honig von Wildbienen zur Verfügung stand. Das sprach für das Verständnis von devasch als Fruchtsirup, da es in Dtn 8,8 ja um landwirtschaftliche Produkte geht. Aber durch die Imkerei von Tel Rechov ist die Bienenhaltung archäologisch schon für das 10./9. Jahrhundert v.Chr. bezeugt. In der rabbinischen Auslegungstradition wurde devasch als Dattelhonig verstanden.
In der Sukka werden, wenn es das Wetter erlaubt, die Mahlzeiten während der siebentägigen Dauer des Festes eingenommen; wenn man in der Sukka übernachtet, bringt man damit besonders gut zum Ausdruck, dass die Sukka eine zeitweilige Wohnung sein soll. Frauen sind wie von allen zeitgebundenen Geboten so auch vom Wohnen in der Laubhütte befreit, ebenso Personen, für die eine Übernachtung im Freien gesundheitlich bedenklich ist. Jüdische Gemeinden erstellen in der Regel eine Gemeindesukka, in der der Kiddusch nach dem Gottesdienst und andere Empfänge während des Sukkotfestes stattfinden.